Klassik: Toyota Corona – Wie der Corona die Welt eroberte
Das Corona-Virus hält die Welt hoffentlich nicht mehr lange in Atem, die elf Toyota-Corona-Baureihen von 1957 bis 2001 überdauerten jedoch mehr als vier Jahrzehnte.
Im schwer gezeichneten Japan der Nachkriegszeit fristete die PKW-Herstellung einen Dornröschenschlaf. Die Autofabriken konzentrierten sich auf die dringend notwendige Laster-Produktion, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Die „Toyota Motor Company Ltd“, 1937 als Zweigbetrieb des weltweit erfolgreichen Webstuhlproduzenten „Toyoda“ gegründet, wollte am heiß umkämpften heimischen Taximarkt mitmischen, den der Konkurrent Datsun nahezu monopolistisch beherrschte. Sowie einen günstigen Kleinwagen für den Durchschnittsjapaner anbieten, der lediglich vom elektrischen Kühlschrank, der Waschmaschine und dem Staubsauger träumte.
Corona-Bastelstunde
Hastig entwickelte man 1957 einen erstmals selbstragenden Viertürer. Zusammengebastelt aus dem vorhandenen Teilefundus. „Corona“ wurde der Neue genannt. Nach dem perlmuttfärbigen Lichtring, der die Sonne umschließt.
Als „Lichtgestalt“ erwies sich das Modell T10 aber nicht. Die verwindungsfreudige Karosse krächzte und ächzte an jedem Eck und End, bei Regen war man Badewannenkapitän. Das Fahrwerk schluckte keine, noch so sanfte, Bodenunebenheit, der kernige Motorsound des 1000er Vierzylinders aus einem Kleinlaster, spielte „Heavy Metal“ zu jeder Tageszeit. So konnte man Datsuns Bluebird nicht Paroli bieten. Und schon gar nicht auf den verwöhnten Exportmärkten punkten.
Der „Million-Seller“
Dieser Durchbruch gelang Toyota erst mit der dritten Corona-Generation T40, die im September 1964 im neuen Motomachi-Werk vom Band lief. In der westlichen Welt war der neue Corona wegen seiner schrägen Schnauze unter der Bezeichnung „shovel nose“ (Schaufelnase) besser bekannt. Er zeigte sich nun rundum vergrößert, sodass auch normalwüchsige Europäer bequem Platz finden konnten. War preislich günstig und komplett ausgestattet. Bei der Technik riskierte Toyota keine Experimente. Als erstes japanisches „Million-Seller-Modell“ seit seiner Markteinführung im Jahre 1957. 1970 waren es schon 2,5, Mitte 1973 über 4 Millionen Coronas.
Sportlich elegant mit charakteristischer Barsch-Lippe: Corona-Hardtop-Coupe von 1967 Nicht eingleisig unterwegs: Vom Corona Mk II gab es elf Modelle in üppigen 52 Varianten! (1968-1972) War ab 1971 auch in Österreich als Toyota 1500 erhältlich: Familienkutsche Corona T80 Auch Roger Moore liebäugelte mit dem Corona, der von 1983 bis 1987 als Front- als und Hecktriebler angeboten wurde 1990 feierte man den 10.000.000sten verkauften Toyota Corona Mit der elften Generation fand 2001 die für Toyota so bedeutende Corona- Baureihe ihr Ende
Corona in Österreich
Nach Mazda im Jahre 1969, gab es, dank Ex-NSU-Importeur Ernst Frey, ab 1971 auch die Marke Toyota in Österreich zu kaufen. Neben dem kleinen Corolla und dem großen Crown, auch den Corona Mark II, der bei seiner Markteinführung banal auf „Toyota 1700“ umgetauft wurde. Der komplett ausgestattete Viertürer mit 95 PS kostete 67.900 österreichische Schilling. Etwa gleich viel wie ein 1600er Knudsen-Taunus, Opel Ascona oder VW 1600.
Prolongierte Erfolgsstory
Dank des erfolgreichen Mittelklassemodells war Toyota 1973 mit 2,3 Millionen produzierten Wagen hinter General Motor und Ford zum drittgrößten Hersteller der Welt aufgestiegen. Die Coronas kamen bei sparsamen Jungpensionisten und konservativen Familienvätern äußerst gut an. Die einfache Technik und langweilige Linienführung geriet zum Markenzeichen dieser Toyota-Baureihe mit seiner sehr treuen Käufergruppe. Wie sehr man sich um diese bemühte, zeigt allein der Modellwechsel von 1982 (7. und 8. Generation). Während alle anderen Hersteller schon längst dem Frontantrieb vertrauten, brachte Toyota zusätzlich zum neuen Vorderradler die Opa-mit-Hut-Version mit dem anachronistischen Hinterradantrieb auf den Markt. Dass das Konzept stimmte, zeigten die Verkaufszahlen. Im Mai 1990 feierte man das Jubiläum des 10.000.000sten verkauften Toyota Corona!
Unscheinbares Ende
Ab 1992 wurde die mittlerweile zehnte Generation des Corona auch im neu errichteten britischen Werk in Bumaston, nahe Derby, gebaut. In Europa hieß er Carina E, war in allen Dimensionen gewachsen, und prahlte mit dem größten Kofferraum seiner Klasse. Vier Jahre später präsentierte Toyota die letzte Corona-Baureihe, die bis 2001 am Markt blieb. Dann verschwand der Name „Corona“ nach 44 erfolgreichen Jahren aus den Produktionsbüchern. Ein unscheinbares Modell, das Toyota vom kleinen nationalen Player zur automobilen Weltmacht emporsteigen ließ.