ADAC GT Masters » Most & Spielberg Übers Ziel hinausgeschossen
Pfingsten am Spielberg: Erster BMW-Sieg nach mehr als zwei Jahren, Heimpodium für Klaus Bachler, Auer auf Österreich-Besuch und jede Menge BoP-Debatten und Track-Limits-Streitereien.
…sind die Karten heuer: Da Pascal Wehrlein ein Formel-1-Cockpit ergattern konnte, kehrt die Serie ohne Titelverteidiger an den Red Bull Ring zurück. Wer in dieser Saison die besseren Karten auf den Titel hat, wird sich erst zeigen. Audi und BMW setzen weiterhin auf ihre Vorjahres-Modelle RS5 und M4. Mercedes hingegen wird mit dem neuen C63 DTM antreten. Bei den ersten Testfahrten war Audi vorne, die Gegnerschaft hielt sich aber in Schlagdistanz.
„Du kannst ruhig noch weiter rauf“, ruft Instruktor Christian. „Das glaube ich nicht“, entgegne ich ihm skeptisch. Immerhin fahre ich gerade durch eine Schrägfahrt mit 40 Grad Neigung. Das entspricht eher einer steilen Skipiste als dem Gelände einer alltäglichen Autofahrt. Mein fahrbarer Untersatz, ein Land Rover Defender, ist gefühlt kurz vorm Umkippen. Für mich ist es an jenem Herbsttag am Red Bull Ring die erste Offroad-Erfahrung. Wohl auch für meinen Beifahrer, der sich (meiner Fahrkünste nicht sicher) vorsichtshalber am Türgriff festkrallt. Die Hinterachse ist immer ein wenig am Rutschen, dennoch wird das Vertrauen ins Fahrzeug und das physikalisch Machbare größer. Bei jedem weiteren Versuch fahre ich ein paar Zentimeter höher die Betonwand entlang, und somit noch schräger.
Nach einigen weiteren Runden am Offroad-Parcours auf der Nordseite des Red Bull Ring um- bzw. überfahren wir gekonnt Baumstämme und große Steine. Zu steile Hänge? Gibt’s nicht! Eines steht fest: Dieser Spielplatz ist nichts für Pseudo-Geländefahrzeuge, sondern was für echte Kletterspezialisten. Die beiden Allrad-Fahrzeugmodelle aus dem hauseigenen Fuhrpark haben einiges drauf. Das straßentauglichere Fahrzeug ist sicher der Amarok von Volkswagen, der auch zur Fahrt ins Einkaufszentrum taugt, wenngleich der VW den einen oder anderen Anlauf mehr für schwierige Hindernisse benötigt als der Defender. Dieser bietet hingegen nichts, was man im „wilden Aichfeld“ nicht braucht. Die Stärken des (heuer nach 68 Jahren Produktionszeit eingestellten) britischen Safari-Urgesteins finden sich abseits vom Komfort. Im richtigen Gang und mit Standgas fährt das Auto fast von alleine über Stock und Stein, sofern man sich erst einmal an den Einsatz der hilfreichen Schalter in der Mittelkonsole gewöhnt. Doch keine Angst: Auch wer noch nichts von (mechanischem) Sperrdifferenzial oder Rampenwinkel gehört hat, wird von erfahrenen Instruktoren bestens angeleitet. Während der Fahrt gibt’s per Funkgerät zusätzliche Anweisungen – und Landschaftskunde.
Sportlicher, sprich agiler und schneller zu fahren sind die Buggies. Diese 90-PS-Gefährte haben nur einen Zweck: Spaß! Doch Vorsicht ist geboten. Zu schnell sollte man nicht in die Kurven fahren, fragen Sie einmal einen gewissen Travis Pastrana – auch der König der Freestyle-Motocrosser hat sich (unbelehrbar) am Spielplatz Spielberg ausgetobt. Das erklärt vielleicht auch die Schraube am Fahrzeugboden, die das volle Durchtreten des Gaspedals verhindert. Doch auch so kann man (bereits um 65 Euro) flott auf der Buckelpiste unterwegs sein. Als Platz für eine Verschnaufpause sei der Schönberghof mit seinem tollem Blick auf die gesamte Anlage empfohlen. Wo bei den großen Veranstaltungen die VIPs logieren, kann man zu Normalpreisen tafeln.
Jenes angeeignete Wissen darum, was das Auto kann und wie man sich im Gelände verhält, wird im dicht bewaldeten und bergigen „steirischen Dschungel“ auf die Probe gestellt. Nur acht Kilometer vom Red Bull Ring entfernt warten auf einem insgesamt 550 Hektar großen Areal in den Seckauer Alpen schlammige Waldwege, Schlaglöcher (die auf Autobahnen ganze Autos verschlucken würden) und kleine Schluchten darauf, bezwungen zu werden. Wenn man sich an die Tipps der Instruktoren hält, kann aber nichts schief gehen. Und man kann auch durchaus Gas geben, auch wenn Instruktor Christian uns mahnt: „Fahre im Gelände immer so langsam wie möglich, und so schnell wie nötig.“ Am Umkehrpunkt dieser knapp dreistündigen Route auf knapp 2.000 Meter Höhe begeistert der Panoramablick über das weite Murtal. Das eintägige Programm mit Teststrecke und Alpinpark inklusive Verpflegung kostet 485 Euro. Termine (das ganze Jahr über) gibt’s auf Anfrage beim Projekt Spielberg. Es gibt auch die Möglichkeit, das Gelände mit dem eigenen Auto zu erkunden. Ein Tag mit in den Offroad-Stationen rund um den Red Bull Ring kostet 285 Euro – aber kommen Sie bitte nicht mit Clio, Polo Fiesta & Co.! Mehr Infos unter www.projekt-spielberg.com
Text: Keijo Keke Platzer
Fotos: M. Komornik, K. Antalovsky, H. Glasl
Nach einer erfolgreichen Automobil-Rennsaison mit zahlreichen hochkarätigen, internationalen Rennserien wie der Formel 1 oder der DTM steuert das Projekt Spielberg auf die Krönung des Motorsport-Jahres 2015 zu. Wenn die Red Bull Air Race Weltmeisterschaft am 5. und 6. September zum zweiten Mal über dem Red Bull Ring im Murtal abhebt, sind hunderte Personen von früh bis spät im Einsatz, um zehntausenden Fans ein so aufregendes, gleichzeitig angenehmes und spannendes Wochenende wie möglich rund um das Heimrennen des österreichischen Piloten Hannes Arch zu bereiten. Alle Informationen zum 6. Saisonstopp der schnellsten Motorsportserie der Welt, Tickets und Zeitplan gibt es unter https://airrace.redbull.com/de.
Der Steirer Hannes Arch hat sich mit Siegen bei den letzten beiden Rennen der Red Bull Air Race Weltmeisterschaft in Rovinj und Budapest die beste Motivation für seinen Auftritt in der Heimat geholt. Der Top-Pilot aus Trofaiach hat gute Chancen, auch in Spielberg einen Triumph zu landen. Zuvor geht es noch zum Saisonstopp nach Ascot (15./16. August).
Am dritten Rennwochenende des Audi Sport TT Cup wird es winterlich – im übertragenen Sinn: Die Ski-Superstars Felix Neureuther (D), Marcel Hirscher (A) und Aksel Lund Svindal (N) gehen am 1. und 2. August im österreichischen Spielberg an den Start. Im Feld der 24 Piloten tragen die drei Gastfahrer auf dem Red Bull Ring ihre ganz eigene Challenge aus.
Am 13. August geht’s los: Da fährt erstmals der Skoda Fabia S2000 aus dem Hause Baumschlager Rallye & Racing am Gelände des Red Bull Rings im steirischen Spielberg.
Das Auto mit der Chassisnummer 69 war in seiner Rallye-Karriere überaus erfolgreich: Ab 2012 im Einsatz, war der Fabia gleich in seinem ersten Jahr das österreichische Meisterauto. Am Steuer saß natürlich BRR-Boss Raimund Baumschlager.
In insgesamt vier Jahren pilotierte Mundl den tschechischen Boliden zu insgesamt 16 Siegen in der heimischen Meisterschaft, einmal gastierte er in der Europameisterschaft. Dazu kamen zwei WRC-Einsätze (Deutschland und Finnland), jeweils mit Hayden Paddon am Steuer.
Die Technik
In seinem neuen Einsatzgebiet am Gelände des Red Bull Ring wird der Skoda Fabia mit originalem Setup nach dem „Super 2000“-Reglement der FIA unterwegs sein.
Unter der Motorhaube arbeitet ein Reihenvierzylinder-Saugmotor mit zwei Litern Hubraum und 270 reglementierten PS. Angetrieben werden alle vier Räder, geschaltet wird ein sequentielles Sechsgang-Getriebe.
Auf Profi-Niveau sind natürlich auch die Sicherheitseinrichtungen wie Schalensitze, Überrollkäfig etc.
Einsteigen bitte: Eine Sonderprüfung in Spielberg auf dem berühmten „heißen Sitz“, inklusive Onboard-Videoaufzeichnung kostet 410,- Euro. Mehr Infos auf www.projekt-spielberg.at
Gewicht: 1.200 kg Mindestgewicht lt. Reglement
Motor: Vierzylinder-Reihenmotor
Hubraum: 1.996 ccm
Verdichtung: 13,0:1
Leistung: 270 PS bei 8.250 U/Min.
Drehmoment: max. 250 Nm bei 250 U/Min.
Fahrwerk: vorne und hinten McPherson
Vom 31. Juli bis 2. August sind die Asse des deutschen Masters wieder auf ihrem erklärten Lieblingskurs im steirischen Spielberg. Was wäre die DTM ohne den Red Bull Ring? Österreich ist DTM-Land, im Vorjahr ließen sich 47.500 Zuschauer die DTM-Show auf unserer größten Rennstrecke nicht entgehen. Viele genießen das Wochenende im Kreise der Familie.
lDenn es gibt mehr zu tun als nur Sitzen und Auto-Schauen. Auch für die Kleinsten! Weil die Kids mitunter noch nicht allzu viel mit dem sportlichen Geschehen anfangen können, wartet die DTM-Kinderwelt mit allerlei Aktivitäten wie Hüpfburg oder Minibike-Parcour für KTM Laufräder. Alle, denen im Gegenteil das Zuschauen nicht genügt, sollten sich einen Besuch der Fahrerlebnisse des Projektes Spielberg überlegen. Dort geht es mit Buggies und Allrad-Vehikeln ab ins Gelände! Und in der DTM-Markenwelt präsentieren sich die drei Marken Audi, BMW und Mercedes-Benz ihren Fans und allen, die es noch werden wollen.
Die bekannt treuen Fans der schnellsten deutschen Tourenwagenserie haben bekommen, was sie wollten, und sehen damit noch mehr Action: Bereits am Samstag gibt es jetzt nicht mehr „nur“ die hochkarätigen Support-Serien zu sehen, auch die DTM selbst tritt in Aktion. 40 Minuten und eine Runde dauert der kürzere der beiden Läufe, einen Boxenstopp gibt es hier nicht. Am Sonntag wartet dann der gewohnte Kampf der Strategen über eine Stunde Renndauer plus einer Runde, jedes Fahrzeug muss einmal an die Box und die Reifen wechseln.
Vor beiden Rennen gibt es ein 20 Minuten langes Qualifying. Für beide Läufe werden übrigens gleich viele Punkte vergeben. Weitere Änderungen: Das DRS, die Formel-1-Erfindung für noch mehr Spannung auf der Strecke, darf jetzt statt einmal pro Runde sogar dreimal verwendet werden. Anders als in der Formel 1 gibt es keine fix festgelegten DRS-Zonen, und der Abstand zum vorderen Fahrzeug muss allerdings geringer sein als bisher (eine Sekunde statt drei).
Voriges Jahr konnte BMW einen vierfach-Erfolg verzeichnen. Wer liegt heuer vorne? Vielleicht, mit der Hilfe des Heimpublikums, ein Österreicher: Wir dürfen nach einigen Jahren heuer wieder einen Lokalmatador anfeuern. Lucas Auer fährt in seinem Premierenjahr für Mercedes-Benz.
In den ersten Rennen des Jahres musste der Tiroler Lehrgeld zahlen. Neu in der DTM ist nicht nur er, sondern auch sein französisches Team ART. Dennoch ist der 21-jährige zuversichtlich: „Man kann von einem Aufwärtstrend reden, ich komme nach jedem Kilometer mit dem Auto besser zurecht.“ Unübersehbar ist sein Mercedes auf jeden Fall, die Startnummer 22 erstrahlt in kräftigem Rosa.
Lucas Auer kommt von der Formel-3-EM zu den Tourenwagen; die Europameisterschaft ist aktuell Österreicher-freie Zone. Deshalb aber nicht weniger sehenswert sind die Rennen der Youngster, die so laut als möglich an die Tür zur Formel 1 klopfen wollen. Manche wollen gleich durch die Wand. Bei allem „Kleinholz“ sind aber Windschattenschlachten und fahrerische Finesse der Formel-Asse die große Attraktion. Mit Materialeinsatz geht man auch im Porsche Carrera Cup Deutschland zu Werk.
Der Markenpokal der Neunelfer-Spezialisten mit identen, 460 PS starken Autos gilt als Talentschmiede für Le Mans und die Sportwagen-Szene. Unsere Heimfavoriten Philipp Eng und Christopher Zöchling sind echte Siegkandidaten, und Rennsport-Legende Walter Lechner hat gleich vier Autos im Bewerb. Neu auf dem DTM-Menü ist heuer der Audi Sport TT Cup: Das Fronttriebs-Coupé 310 PS, auf Knopfdruck kurzzeitig noch 30 mehr, bei 1.125 Kilo Gewicht. Auch der Österreicher Marc Coleselli kämpft um Meisterschaftspunkte. Österreichische Gaststarter kommen in beiden Serien womöglich noch hinzu! Alle Infos zur DTM und zu Tickets sind unter www.dtm.com zu finden. Informationen zum Red Bull Ring gibt es unter www.projekt-spielberg.at
Fotos: Philipp Platzer/Red Bull Content Pool, sportfotocenter.de, Audi, DTM