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Schlagwort: Steinzeit

Automatisiertes Fahren – eine müde Sache?

Gute Nacht

Ergebnis einer Studie: Wenn schon automatisch fahren, dann lieber gleich komplett.

Wie man’s macht, ist’s verkehrt. Angeblich ist das menschliche Gehirn fürs aktive Autofahren gar nicht geeignet. Der Mensch lernt dazu, aber er bleibt fehlerhaft und leichtsinnig. Mehr Automatisieren bedeutet weniger Risiko. Oder?
Platooning: Fahrzeuge mit hohem Automatisierungsgrad fahren im Konvoi. Dort erledigen Auto oder Truck den Routinekram, FahrerIn überwacht nur mehr.
Aber auch damit hat der Durchschnittsmensch so seine Schwierigkeiten. Denn ihm ist fad. Und dann schläft er ein.
Für seine Diplomarbeit an der Universität Delft hat Daniël Heikoop einige Versuchspersonen möglichst passiv durch die Gegend kutschieren lassen. Im Simulator und auch in der Praxis: während der 35 Minuten Fahrzeit im Tesla mit aktiver Autopilot-Funktion wurden Herzfrequenz, Augenbewegungen, Stress und Müdigkeit erfasst.
Das Ergebnis: der Mensch kann das Auto nicht so gut überwachen, wie es notwendig wäre. Aber die Technik macht Fehler, sie kann mit manchen Wetter- und Straßenbedingungen (Schnee, grelles Sonnenlicht usw.) noch nicht perfekt umgehen.
Deshalb sind hoch automatisierte, aber noch nicht komplett autonome Autos nach Heikoops Meinung gefährlich. Er würde diese Phase der Entwicklung am liebsten überspringen und auf vollautomatische Fahrzeuge warten – damit das Risiko Mensch gleich ganz ausgeschlossen ist.

Nahe Auto-Zukunft: Autonomes Fahren

Deppensicher?

Das Auto der Zukunft fährt selbst: Weniger Unfälle, weniger Stau und Umwelt-Vorteile – wenn’s wahr ist!

Manche halten die Technik bereits für reif zum Betrieb auf öffentlichen Straßen. Autonomes Fahren ist bereits jetzt „narrensicher“, meint der Gouverneur des US-Staates Washington mit seiner Tech-Hochburg Seattle.
Dort werkt eine milliardenschwere Industrie emsig an Auto-Autonomie und lechzt nach Testmöglichkeiten. Drum entlässt er die Versuchs-Mobile in die freie Wildbahn. Herumgekurvt wird auch anderswo schon, aber nur mit menschlichem Fahrer als Backup. In Washington ist man da etwas optimistischer als bei uns.

Alles prima?

Herr und Frau Österreicher haben große Erwartungen an das selbstfahrende Auto, aber Unsicherheit gibt’s auch. 500 Personen ab 15 Jahren wurden dazu von MAKAM Research interviewt. Was man sich vor allem erhofft: weniger Stress. Zwei von drei Befragten erwarten sich durch automatisierten Fahrbetrieb entspannteres Fahren. 26 Prozent befürchten aber eher mehr Stress.
Ebenfalls 26 Prozent (dieselben?) sind skeptisch in Sachen Stau-Reduktion. Dass die Fahrerei für die Passagiere sicherer wird, nehmen 56 Prozent an. An mehr Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer glauben 57 Prozent. 35 Prozent befürchten generell mehr Unfälle als bisher.

Foto: Volvo

Noch Fragen?

Ein Unentschieden gibt es bei den Fragen, ob man sich Zeit erspart und ob es mehr Parkplätze geben wird. Wie schwierig die Führerscheinprüfung in dieser neuen Auto-Welt sein soll, ist ebenfalls umstritten.
Angstfaktor Nummer 1: die Kosten. Neun von zehn befragten Menschen sind überzeugt, dass neue Fahrzeuge teurer werden. Mehr als zwei Drittel erwarten auch höhere Betriebskosten.
In puncto Versicherung rechnen 31 Prozent mit weniger Kosten. Die anderen glauben, dass die Prämien steigen werden.

Wer liegt vorn?

Die Marktforscher von Navigant Research sehen derzeit nur zwei echte „Leader“ am Sektor des automatisierten Fahrens. Und das sind keine schlanken, jungen Tech-Firmen, sondern gestandene Autokonzerne, nämlich General Motors und Ford. Renault-Nissan-Mitsubishi und Daimler sind ihnen dicht auf den Fersen.
Im Verfolgerfeld tummeln sich fast alle arrivierten OEMs und etliche große Zulieferer ebenso wie Tesla und die Google-Filiale Waymo. Sie alle lassen jetzt Milliarden springen, in der Hoffnung auf späteren fetten Profit.

Foto: Continental
Foto: Continental

Nichts für Menschen?

Eigentlich ist das menschliche Gehirn fürs Autofahren gar nicht geeignet, meint die dänische Verkehrspsychologin Mette Møller. Denn es habe sich „seit der Steinzeit nicht bewegt“. Der Mensch lernt dazu, aber er bleibt fehlerhaft. Und leichtsinnig. Telefonieren und auf die Straße achten – kein Problem, oder? Völliges Automatisieren setzt diese Risiken idealerweise auf Null.
Aber: haben das gleiche steinzeitliche Hirn. Was passiert, wenn andere menschliche Verkehrsteilnehmer sich darauf zu verlassen beginnen, dass Autos eh rechtzeitig von selber stoppen? Und wir tun uns schwer, selbstfahrende Autos zu akzeptieren.
Denn sie stehen nicht mehr für Individualität und Freiheit. Uns taugt das Fahren einfach mehr als das Gefahren werden. Trotz oder wegen Steinzeit-Hirn?

Foto: Nissan

Quellen: MAKAM, Navigant, DTU